Sankt Martin – ein Vorbild im Glauben

MartinIm vierten Jahrhundert lebte im Römischen Reich (im heutigen Ungarn) ein Junge namens Martin. Sein Vater war hoch erfreut über die Geburt eines Sohnes, denn sein Sohn sollte, wie er, auch römischer Soldat werden. „Das wird mal ein großer Krieger!“, dachte sich Martins Vater. Doch Martin hatte kein Interesse am Kämpfen: Er spielte lieber mit seinen Freunden. Und Martin hatte ein großes Herz: Spielsachen und Essen teilte er mit denen, die nichts hatten.

Mit 15 Jahren wurde Martin von seinem Vater zum Militär geschickt. Das gefiel Martin gar nicht, weil er fortan von seinen Freunden getrennt war. Martin wurde nicht nur Soldat, sondern auch Krankenpfleger in einem Lazarett: Er kümmerte sich um die kranken und verwundeten Soldaten.

Eines Tages wurde Martins Einheit nach Nordfrankreich verlegt, in die Stadt Tours. Es war bitter kalt. Aber Martin war zum Glück gut ausgerüstet: Wie alle römischen Soldaten trug er seinen roten Umhang, der ihn vor Wind und Wetter schützte.

Martin war auf den Heimweg in die Kaserne. Am Wegesrand saß ein frierender Bettler: „Mir ist so kalt!“, klagte er. Martin hielt an und stieg ab von seinem Pferd. Er nahm seinen Mantel, zog das Schwert und teilte den Mantel in zwei Hälften: So hatten beide, der Bettler und Martin, etwas, mit dem sie sich zudecken konnte.

Martin kam in die Kaserne und fiel totmüde ins Bett. Er schlief sofort ein. Im Traum erschien ihm im hellen Licht ein Engel Gottes, eingehüllt in einen roten Mantel. „Martin, Du bist ein guter Mann!“, sprach ihn der Engel an, „Du hast eine gute Tat an Gott getan!“ „Aber wieso an Gott? Da war doch ein Bettler!“, entgegnete Martin. „Ja“, sagte der Engel, „aber wenn man einem Schwachen hilft, ist das eine gute Tat, über die sich Gott freut. Martin, Du sollst Bischof von Tours werden!“ Ein Bischof, das ist der Pastor in einer großen Stadt, der ein großes Herz hat. Aber Martin wollte nicht – er war nämlich sehr bescheiden und wollte keine große Sache aus seiner Tat machen. Der Engel verschwand, Martin schlief weiter. Der Engel aber ging aber in alle andere Häuser der Stadt Tours und flüsterte allen schlafenden Menschen zu: „Martin ist ein guter Mann mit einem großen Herz!“

Am nächsten Tag war große Aufregung in der Stadt. Martin trat auf die Straße, weil er wissen wollte, was los war. „Da! Da ist er! Da ist Martin!“, rief ein Mädchen. Martin rannte weg, denn die Menschen der Stadt wollten ihn zum Bischof machen. Martin kam zu einem Gänsestall: Ein totsicheres Versteck, dachte er. Die Menschen wollten schon wieder umdrehen, weil sie ihn nicht fanden. Doch blöderweise fingen die Gänse laut an zu schnattern, weil sie von Martins Besuch so gar nicht erfreut waren. „Da, da ist er, in dem Gänsestall!“, rief das Mädchen. So fanden die Menschen von Tours Martin, wie er im Gänsestall saß.

Martin ließ sich von ihnen überreden und wurde der Bischof von Tours. Seitdem setzte er sich bis zu seinem Tode am 11. November 397 dafür ein, dass kein Mensch mehr hungern oder frieren musste.

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Die Geschichte von Sankt Martin nimmt auf wunderbare Weise das Jesuswort aus Matthäus 25 auf: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Nicht nur auf sich zu schauen, sondern auch auf seinen Nächsten: Das ist praktizierte, christliche Nächstenliebe.

Noch heute freuen sich am 11. November viele Kinder – aber auch Erwachsene – über diese Geschichte und freuen sich darüber, anderen eine Freude zu machen und miteinander zu teilen.

Und Liebe ist übrigens das einzige, was mehr wird, wenn man es teilt.

Eine gesegnete Zeit wünscht Euch und Ihnen

Moritz Keppel, Pastor in Albersdorf